ADL 303

 

 

Amateurfunk – am Ende ? ÖVSV - out ?

Das Thema kommt in den letzten Jahren immer öfter zur Diskussion. Kein Nachwuchs und sinkendes Interesse unter den Funkamateuren selbst, zu viel Konkurrenz unter den zahlreichen neuen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Viele kluge Gründe werden genannt und meist mit Achselzucken kommentiert. Ist es wirklich schon so schlimm?

Eines muß schon klar sein: Heute kann man mit Funk niemanden mehr beeindrucken. Im Zeitalter weltweiter Handytelefonie und Internetchats in Bild und Ton kann ein Funkgerät mit rauschenden Lautsprechern oder für das ungeübte Ohr schlecht verständlichem SSB niemanden auf Anhieb zum Amateurfunk verleiten. Der immer wieder getätigte Hinweis, man möge zu Schulen und Jugendgruppen gehen um Nachwuchs zu gewinnen, ist nicht mehr aktuell.

Ebensowenig macht es Sinn in der breiten Öffentlichkeit via Medien Werbung für den Amateurfunk zu machen. Da werden wir auch weiterhin mit CB-Funkern oder Geheimagenten verwechselt werden. Eine wesentliche Änderung könnte nur durch ein Ereignis eintreten bei dem ein Amateurfunker tagelang im Blickpunkt des Medieninteresses steht

Was kann man also tun um neue Amateurfunker heranzubilden?

Wichtigste Voraussetzung ist das Vorhandensein eines grundsätzlichen Interesses für Funk, in welcher Form auch immer, denn diese Leute haben meist schon ein wenig Ahnung von Amateurfunk. Hier ist der Ansatzpunkt für alle Hams, um weiterzumachen.

Da wären einmal die CB – Funker. Von dieser oft geschmähten Gruppe wären bestimmt einige bereit, bei ausreichender Aufklärung, zumindest eine Lizenz der Bewilligungsklasse 3 zu erwerben.

Dann gibt es viele Elektronik–Bastler (zu treffen in einschlägigen Fachgeschäften), die oft gar nicht wissen, dass es den Österreichischen Versuchssenderverband gibt, in dem man ganz legal Sender bauen darf.

SWLs, vor allem auch solche, die nicht nur Kurzwellenrundfunk hören, sind die nächste Gruppe, die man in einem Gespräch für die Möglichkeiten des Amateurfunks begeistern kann.

Die vielen Berufsgruppen, die heute schon ein Funkgerät für die tägliche Arbeit brauchen, sind eine weitere Quelle für den Amateurfunknachwuchs.

Nicht zuletzt gibt es schon viele Privatpersonen, die sich für alle möglichen Zwecke ein LPD - Gerät zulegen und hier vielleicht Gespräche von Lizensierten mitlauschen.

Nicht vergessen sollte man die beachtliche soziale Komponente der Amateurfunkaktivitäten, die in einer Zeit zunehmender Vereinsamung sehr viel zum Knüpfen neuer Kontakte beitragen kann.

Ich finde es liegt sehr an den Funkamateuren selbst ihr Hobby zu verbreiten. Durch viel Aktivität in der Öffentlichkeit und Bereitwilligkeit alle aufkommenden Fragen zu erklären. Die weit verbreitete Mentalität "die da oben" sollen sich was überlegen und wir schauen zu und kritisieren hinterher, sollte man ablegen. Und das führt gleich zum nächsten Thema, was man nämlich nicht tun sollte, um Mitglieder zu gewinnen.

In letzter Zeit ist es sehr modern geworden auf den ÖVSV und vor allem auf den Dachverband in Wort und Schrift hinzuprügeln. In den PR - Boxen stapeln sich immer wieder gebetsmühlenartig vorgebrachte Beschwerden, Vorwürfe etc. mit nahezu immer den gleichen Themen. Gelesen werden sie ohnehin nur von wenigen. Das ist bedauerlich, wenn hier manche ihren Frust, weil gewisse Dinge nicht so laufen wie sie sich das vorstellen, abreagieren.

Viel schlimmer ist es aber, wenn das auf den QRGs oder gar auf den Relaisfrequenzen geschieht. Dort gibt es nämlich viele lizensierte und auch nicht lizensierte Zuhörer. Wenn also manche Oms hier Vermutungen, unbewiesene oder verdrehte Tatsachen oder gar böswillige Unterstellungen verbreiten und das womöglich mehrmals täglich und auf verschiedenen Frequenzen, so erweisen sie dem Amateurfunk und allen ÖVSV – Mitgliedern keinen guten Dienst. So werden Mitglieder quasi zum Austritt animiert oder Lizensierte zum Entschluss gar nicht Mitglied zu werden und SWLs zum Nichtablegen einer Prüfung. So schadet man letzlich nur seiner Ortsgruppe oder seinem LV, weil man den Mitgliedern infolge sinkender Mitgliederzahlen noch weniger Leistungen bei steigenden Beiträgen bieten kann.

Also bitte Kritik - ja, aber konstruktiv und an die richtige Stelle gerichtet. Es wird jedem, dem irgenwelche Dinge suspekt oder unklar erscheinen, von den Landesleitern oder vom DV Auskunft gegeben. Es ist aber eine direkte Ansprache via Brief, Fax, Telefon oder e-mail notwendig. (Packet Radio ist eine nette Betriebsart aber nur ein unzuverlässiges, weil oft tagelang gestörtes und nur wenigen zugängliches, Kommunikationsmedium und daher nicht geeignet).

Es ist für uns wichtig, denn wir alle sind der ÖVSV, möglichst viele Mitglieder zu haben, um effizient und erfolgreich als Verein agieren zu können. Darum bitte ich alle Mitglieder um Mitarbeit bei der Werbung von neuen oder der Wiedergewinnung von ausgetretenen Mitgliedern und bei der Erweckung des Interesses für die Amateurfunklizenz.

Um allen Funkamateuren einen neuen Anreiz zu geben, planen wir für Anfang 2000 eine größere Umfrage, damit möglichst viele anstehende Fragen und Probleme (z.B auch die Frage CW) ermittelt werden können. Es wird bestimmt für alle von Interesse sein, wie groß der Prozentsatz der jeweiligen Meinungen und Erfahrungen ist. Der Fragebogen wird mittels Einlage in der QSP verschickt.

Bis dahin bitte ich um Nachsicht, falls ich zu harte Worte fand und um das Bedenken einer alten aber guten Aussage: "Nur gemeinsam sind wir stark".

Vy 73 de OE1MHA, Michael (Referent für Öffentlichkeitsarbeit) oe1mha@oevsv.at

 


Letzter update dieser Seite: 22. Jänner 2002