ADL 303

 

"Betriebstechnik" im Internet

von Andreas Kriechhammer, OE3ARC

Als technisch aufgeschlossene Anwendergruppe, benutzen auch viele Amateurfunker das Medium Internet zur Kommunikation und Informationsbeschaffung.

So wie im Amateurfunk gelten auch in diesem Medium gewisse Standards hinsichtlich der Betriebstechnik, die im folgenden Artikel aufgezeigt werden sollen. Im Gegensatz zu unserem Hobby ist diese sog. "Netiquette" nicht so absolut verpflichtend anzuwenden, von der zivilisierten Netzgemeinde aber gerne gesehen. Und warum sollen wir uns im Internet benehmen wie am CB-Funk, wenn es durch Einhaltung weniger, einfacher, Regeln auch wie im Amateurfunk ablaufen kann? (Ja ich weiss, die Grenzen sind oft nicht so genau zu erkennen ... hi)

Wie bei unseren Funkgeräten gilt auch für die Bedienung der wichtigsten Internetprogramme die Aufforderung RTFM – "Read The Fine Manual" – bevor man zum ersten Mal "in die Luft" geht.

Nachfolgend sind die wichtigsten Hinweise für die wohl am häufigsten verwendeten Applikationen im Internet aufgeführt.

World Wide Web

WWW - das mitunter je nach Auslastung der Datenautobahn auch für "WeltWeitesWarten" stehen kann - ist die Anwendung, bei der man am wenigsten falsch machen kann. Nach der grundlegenden Konfiguration des Browsers (z.B. Internet Explorer oder Netscape) geht es im Nullkommanix los. Beim Klicken auf irgendwelche Links kann man im Normalfall niemanden beleidigen ;-)

Beim Erstellen einer Homepage sollte allerdings Folgendes beachtet werden:

Keine ewige Baustelle

Auf vielen Seiten wird monatelang nur das Zeichen für Baustelle, "under construction", "Leider noch nicht mehr zu sehen", usw. angezeigt. Laden Sie Ihre Homepage erst ins WWW, wenn sie wirklich fertig ist. Niemand wird Ihre Seite sonst je wieder besuchen, wenn dort monatelang nur Baustelle herrscht und keinerlei sinnvolle Informationen zu sehen sind. Besser ein paar Wochen später oder gar nicht präsent sein, als mit einer absolut sinnfreien leeren Seite. (Der Bedarf an Baustellen-Verkehrszeichen ist nach dem Befahren einer österreichischen Autobahn ohnehin für die nächsten 100 Jahre gedeckt.)

Keine Musik und Riesengrafiken auf der Einstiegsseite

Vermeiden Sie auf der Einstiegsseite alles, was lange Ladezeiten hat; wie z.B. große Grafiken oder - noch schlimmer - Musikfiles, die nach ewig scheinender Downloadzeit Melodien spielen, die nicht immer den Musikgeschmack des Betrachters treffen müssen bzw. unerwartet einfach loslegen.

Beachten Sie auch, dass nicht jeder mit einer Bildschirmauflösung von 1024x768 Pixel Ihre Seiten betrachten kann. Formatieren Sie so, dass auch für niedrigere Auflösungen eine Darstellung ohne horizontales Scrollen möglich ist.

Keep it simple

Einfacher - nur mit HTML Standardbefehlen formatierter - Text lädt nicht nur schneller, sondern ist auch einfacher zu Lesen als superbunte Seiten, wo zahllose animierte Grafiken und Lauftexte (<marquee>) kreuz und quer über den Bildschirm flitzen, dass dem Betrachter mitunter schwindlig wird und er die eigentliche Aussage der Seite gar nicht finden kann (so eine solche dann überhaupt vorhanden ist).

Aus eigener Erfahrung kann ich nur jedem empfehlen, eine Homepage zu erstellen und im Netz zu halten. Auf diese Art und Weise haben mich schon viele (Funk)Freunde aus der ganzen Welt angesprochen bzw. nach langer Zeit wieder gefunden.

Eine umfangreiche Übersicht und Einführung betreffend HTML finden Sie unter http://www.teamone.de/selfhtml

Mail - Email

Die Email hat der "snailmail" und dem Fax wohl schon längst den Rang abgelaufen. Auch Packetradio scheint durch diese rasche und einfache Form der Kommunikation etwas ins Hintertreffen geraten zu sein. Wer auf sich hält, hat eine Email Adresse und mailt wild und ungehemmt durch die Gegend. Beachten Sie dabei bitte aber Folgendes:

HTML ausschalten

Beim wahrscheinlich sehr häufig eingesetzten (weil mit Windows mitgelieferten) Mailprogramm "Outlook Express" ist unglücklicherweise die Defaulteinstellung für das Verfassen von Mails und News auf HTML gestellt. Diese Einstellung erlaubt zwar erweiterte Formatierung des Textes wie Fett- oder Kursivdruck, da aber das Internet (wider Erwarten) noch nicht von Bill Gates aufgekauft wurde, sind weltweit auch andere Mailprogramme im Einsatz, die nicht zwangsweise mit diesem Format etwas anzufangen wissen. Auch Web-interface basierte Mailclients – d.h. Webseiten auf denen man seine mails über den Browser lesen kann – haben mit HTML-mails mitunter Probleme beim Darstellen.

Stellen Sie daher das Format für zu sendende Texte auf "Nur-Text" (oder "plain-text"). Bei Outlook Express 5.0 geschieht dies vom Hauptfenster über die Menüs Extras-Optionen-Senden-Nachricht-Senden-Format-Nur Text. (Stellen Sie unbedingt auf der selben Seite auch gleich das News-Senden-Format auf "Nur Text").

Andernfalls kann im Extremfall aus Ihrer Nachricht

Was ist schon 1 Jahr......? Relativ!

Beim Empfänger dieses unleserliche Monster werden:

<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD W3 HTML//EN">
<HTML>
<HEAD>
<META content=3Dtext/html;charset=3Diso-8859-1 = http-equiv=3DContent-Type>
<META content=3D'"MSHTML 4.72.3110.7"' name=3DGENERATOR>
</HEAD>
<BODY bgColor=3D#ffffff>
<DIV><STRONG><FONT color=3D#000000 face=3DArial size=3D2>Was ist schon 1 =
Jahr......?=20
Relativ!</FONT></STRONG></DIV></BODY></HTML>

Die Praxis zeigt, dass man auch ohne diese erweiterte Formatierung auskommt. Wenn Sie etwas _betonen_ wollen, schreiben Sie einfach vor dem ersten und hinter den letzten Buchstaben des zu betonenden Wortes einen Unterstrich (_). Wenn Sie glauben, beim Schreiben einer Mail schreien zu müssen, DANN SCHREIBEN SIE EINFACH ALLES GROSS.

Grundsätzlich gilt: Information, statt Farbe und gefinkelter Formatierung.

Attachmentgröße

Vermeiden Sie übergroße Attachments. Je nach verwendetem Mailprogramm und Mailserver ist zwischen 2 und 5 MB Schluss mit Lustig. Viele Server schneiden die Nachricht dann einfach ab oder lassen Sie im Extremfall überhaupt nicht durch. Auch ist bei manchen Providern die Gesamtgröße der Mailbox auf 5MB begrenzt. Davon abgesehen, überlegen Sie vor dem Senden, wie lange der Download beim Emfänger, der u.U. nur mit einem, sagen wir mal 33.600kB Modem arbeitet, dauern wird. An Tagen, wo ich das fünfte lustige Bild mit einer Größe von 500kB übers Modem aus meiner Mailbox gesaugt habe, kann ich nicht mehr lachen, so witzig das Bild auch sein mag.

Mitunter besser als ein Attachment: nur einen Link schicken

Wenn Sie Ihr Attachment an mehrere Empfänger senden wollen, sollten Sie überlegen, ob Sie ihre Daten nicht auf Ihrer Homepage platzieren und den potenziellen Empfängern nur einen Link auf diese Seite schicken sollten. So ersparen sich die Empfänger z.B. Ihrer Urlaubsbilder das lange Downloaden Ihrer Machwerke und können meist durch einfaches Klicken auf den von Ihnen geschickten Link Ihre Bilder betrachten. Oder auch nicht ... Jedenfalls können die Empfänger dies so wenigstens selbst entscheiden. Würden Sie die kompletten Bilder mailen, wäre dies eine Zwangsbeglückung für den Empfänger, der erst nach möglicherweise längerer Downloadzeit feststellen kann, von wem die Riesenmail kommt und dass ihn die Bilder vielleicht doch nicht so brennend interessieren, dass er dafür eine halbe Stunde vor dem Computer ausharrt.

CC oder BCC

Wenn Sie Nachricht in Kopie an mehrere Empfänger schicken wollen – CC (Carbon Copy), möchten Sie vielleicht nicht immer, dass jeder der Empfänger mitbekommt, wer diese Mail sonst noch erhalten hat. Benutzen Sie in diesem Fall das Feld BCC (Blind Carbon Copy); Emfängeradressen, die Sie dort eintragen, sind für alle anderen Empfänger unsichtbar. Und weil das Feld ja "blind" ist, wurde es in Outlook Express 5 auch gut versteckt. Klicken Sie im Fenster "Neue Nachricht" auf das Menü Ansicht-Alle Kopfdaten, um es anzuzeigen bzw. wieder zu verbergen.

News(groups)

Im Usenet, wie dieser Teil des Internet auch heißt, sollte man besonders vorsichtig sein, weil hier erfahrungsgemäß bei Verstößen gegen die heiligen Regeln der Aufschrei der Netzgemeinde besonders laut werden kann. Lesen Sie in der jeweiligen Newsgroup einige Tage (oder vielleicht auch Wochen) mit, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was dort erwünscht bzw. unerwünscht ist, ansonsten sind Sie ein Kanditat für sog. Flames. Das bedeutet, dass Sie damit rechnen müssen, von den Lesern mit tw. unflätigen Beschwerdemails zugeschüttet zu werden. Möglicherweise ist gerade Ihre Frage, die Sie der Allgemeinheit stellen wollten, fünf Tage vorher bereits ausführlich behandelt worden. Und die "Regulars" (das sind die Personen, die in einer Newsgroup ständig mitlesen und mitschreiben) sind nicht wirklich erfreut, wenn Sie einfach hereinplatzen und zum wiederholten Mal die selbe Frage stellen.

HTML ausschalten!

Ist HTML Formatierung bei einer Mail schon nicht immer gerne gesehen, so gilt bei einem von Ihnen verfassten News-Artikel: IMMER, IMMER nur mit "plain text" posten! Andernfalls werden beim Lesen Ihres Artikels, im Gegensatz zur Mail, nicht nur ein paar Personen damit konfrontiert sondern aufgrund der öffentlichen Verbreitung hunderte oder gar tausende!

Netiquette!

Ab sofort gilt für die österreichische Usenet-Hierarchie eine verbindliche Netiquette, die unter http://www.usenet.at/at-netiquette zu finden ist. Dem interessierten Leser oder potenziellen Poster sei das genaue Studium dieser Verhaltensregeln dringend ans Herz gelegt, bevor er in einer at. newsgroup "in die Luft geht".

Richtiges Zitieren (Quoten):

Wenn Sie auf einen Usenet Artikel antworten, ist es eine gute Angewohnheit, kurze Ausschnitte des Textes, auf den man sich bezieht, wörtlich zu zitieren und dem eigenen Text voranzustellen.

> Wenn Sie einen Followup-Artikel schreiben, wird Ihnen der gesamte
> Text, auf den Sie sich beziehen, von Ihrem Newsreader-Programm
> zum Bearbeiten angeboten.

Der Originaltext wird dabei im Allgemeinen durch das Zeichen '>' eingerückt (ähnlich wie im vorigen Absatz), um klar ersichtlich zu machen, dass es sich dabei um zitierten Text handelt. Lassen Sie zur Übersichtlichkeit zwischen zitiertem und eigenem Text jeweils eine Leerzeile Freiraum. In dem folgenden Beispiel ist gezeigt, wie man auf die gestellte Frage (die ich mir nicht nur beispielshaft schon oft selber gestellt habe) antwortet:

> Kann mir jemand sagen, warum man auf den Relais oft
> nur verstümmelte Rufzeichen wie 3XYZ nennt?

Tut mir leid, ich weiß das auch nicht genau. Das muss wohl
mit Ignoranz und Bequemlichkeit mancher Amateure
zu tun haben

73 de Andy

Der zitierte ("quoted") Text ist entsprechend eingerückt und die Antwort folgt nach einer Leerzeile. Zitieren Sie wirklich nur den Teil der Nachricht, auf den Sie sich beziehen, löschen Sie den Rest unbedingt! Der Leser Ihrer Antwort hat die Diskussion schon von oben nach unten gelesen bis er zu Ihrem Artikel kommt. Er kennt daher in der Regel alle vorhergegangenen Postings und hat gewiss keine Lust, die gesamte "Vorgeschichte" in Ihrer Antwort zum wiederholten Mal zu lesen.

Das Zitieren von Unterschrift oder Signatur, ohne darauf auch Bezug zu nehmen, ist, ebenso wie das komplette Zitieren des Vorpostings (daher "Vollquote"), eine leider weit verbreitete Unsitte und unerwünscht. Poster, die sich diesen Empfehlungen widersetzen und immer wieder das komplette Vorposting zitieren, werden "Vollquottel" genannt.

Das Netz ist keine Einbahnstraße

Erwarten Sie nicht, dass die anderen Netzteilnehmer Ihnen die Lösung ihres Problemes per Email frei Haus liefern. Das Netz ist keine Supportabteilung einer Firma sondern eine Ansammlung von Freiwilligen, die ihre Sachkenntnisse zur Verfügung stellen. Je mehr Sie Ihre eigenen Kenntnisse und Erfahrungen der Netzgemeinde zur Verfügung stellen, umso eher können Sie auf Ihre Fragen kompetente Antworten erwarten. Anspruch auf Hilfe durch das Netz hat aber niemand.

Weiterleiten von Postings via Email

Wollen Sie einen Freund auf ein interessantes Posting in einer Newsgroup hinweisen, so ist es keinesfalls notwendig, das gesamte Posting via Email zu schicken. Auch hier gilt, dass ein Link u.U. auch reicht. Das ist zugegeben nicht so einfach wie das Kopieren einer www-Adresse, aber durchaus zu schaffen. Wenn Sie Outlook Express 5.0 verwenden, öffen Sie den Dialog "Eigenschaften" des entsprechenden Postings mit dem Menü Datei-Eigenschaften (oder Alt-Enter) und suchen sie nach der Message-ID, die in spitzen Klammer steht. Z.B.:

Message-ID: <82kc5j$bns$3@uranium.btinternet.com>

Kopieren Sie nun die Id ohne die spitzen Klammern und stellen Sie das Wort "news:" davor. Für obiges Beispiel müsste dies so aussehen:

news:82kc5j$bns$3@uranium.btinternet.com

Der Empfänger Ihrer Mail braucht nur mehr auf diesen Link zu klicken und bekommt (richtige Konfiguration seines Newsreader vorausgesetzt) das Posting angezeigt.

Alternativ zu der Anzeige über die Menüs kann auch mit der Tastenkombination Ctrl-F3 der Quelltext der Nachricht geöffnet und die Msg-Id von dort kopiert werden.

Keine Testpostings in "normale" Gruppen

Setzen Sie keine Testpostings in irgendwelchen Gruppen ab, um Ihre Newsreadereinstellungen zu testen. Posten Sie solche Tests statt dessen nach at.test, diese Gruppe ist speziell für diese Testfälle eingerichtet.

Archivierte Artikel

Sie suchen ein Posting und können sich nur mehr an ein Stichwort aus diesem Artikel erinnern? Kein Problem:

Unter http://www.deja.com finden Sie ein Archiv aller Postings der letzten Jahre. Sie können dort ganz bequem mittels einer eingebauten Suchmaschine die gewünschten Artikel über eine Stichwortsuche abrufen. Die österreichische Hierarchie kann auch über den Newsserver news.inode.at über ca. ein Jahr zurück gelesen werden. (Und wirklich nur gelesen werden, denn posten ist dort nicht möglich.)

Abkürzungen und Smilies

Wie auch im Amateurfunk, haben sich im Internet eine Reihe von Abkürzungen durchgesetzt. Sicher haben Sie schon die eine oder andere Abkürzung angetroffen, die Sie nicht verstanden haben. Eine Aufstellung aller Abkürzungen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber wo könnte man die Bedeutung der im Internet verwendeten Akronyme besser finden als im Internet selbst?

Und diese oder ähnliche vermeintlich sinnlose Aneinanderreihungen von Satzzeichen haben Sie sicher auch schon oft gesehen: ;-)

Wenn Sie nicht wissen, was das bedeutet, so stellen sie sich vor einen Spiegel, legen den Kopf auf die linke Schulter und zwinkern mit dem linken Auge. Alles klar? Wenn nicht, bin ich aber ganz :-(

Und weil manche Funker das echte Lachen ja schon verlernt haben und statt dessen in jedem zweiten Satz "hi" sagen, ist auch die Abkürzung "LOL", u.U. sehr wichtig. Dies bedeutet "Loughing Out Loud", ist also das schallende "hi" Gelächter des Internets.

Abschließendes

Ich hoffe mit diesen Ausführungen einigen "newbies" im Internet ein klein wenig weitergeholfen zu haben (HTH – hope that helps). Sollten Sie weitere Fragen haben oder Ihnen irgendwelche Begriffe nicht geläufig sein (die Amateurfunker werden ja von Außenstehenden auch nicht immer auf Anhieb verstanden), so konsultieren Sie in dieser Reihenfolge:

  1. Die Suchmaschine Ihres Vertrauens
  2. Die hier aufgezählten Webadressen zu diesem Thema
  3. Den Autor via email unter oe3arc@aon.at

Vy 73 und viel Spaß im Internet wünscht

Andy Kriechhammer, OE3ARC

http://www.kriechhammer.at

Weiterführende Links zu diesem Thema:

http://www.usenet.at Informationen zum österreichischen Teil des Usenet
http://www.hreimers.de/oe5/ Allgemeines zu Outlook 5
http://www.trionet.de/~florenzvillegas/OE-FAQ/ Outlook 5 FAQ (Frequently Asked Questions)
 

 

Letzter update dieser Seite: 22. Jänner 2002