ADL 303

 

 

Antennen mit dem kleinsten Automatictuner - Smartuner SG237

Erfahrungsbericht von Urlaubsaktivitäten aus W4-Florida und SV8-Korfu
Von Ing. Michael Zwingl, OE3MZC

Für den durchschnittlichen Urlaubsfunker stellt sich immer wieder eine Frage: Wie kann ich mit einfachen, portablen Antennen aus dem Urlaubs-QTH effektiv QRV sein?
Diese Frage ist durchaus sehr komplex in der möglichen Beantwortung, denn die Antenne soll nicht nur gute Abstrahlung und Bandbreite bieten, sondern auch auf allen Bändern arbeiten, ins Handgepäck passen und am Urlaubsort fast unsichtbar und rasch aufgebaut sein. Die Antenne sollte entweder als Vertikal von unten gespeist oder als Langdraht/Dipol endgespeist sein, damit das Antennenkabel nicht schwer in der Mitte hängt und noch mehr Abstützungsmaterial mitgenommen werden muss. Weder eine G5RV noch eine FD4/FD3 erfüllt die oben genannten Bedingungen. In beiden Fällen muss sogar noch ein Antennenanpassgerät mitgenommen werden, um das SWR in verträgliche Bereiche zu transformieren. Dies veranlasste mich, einen vollautomatischen Tuner der amerikanischen Firma SGC zu kaufen. Der auf der Hamradio 1999 in Friedrichshafen erstmals vorgestellte Tuner SG 237 ist besonders klein und damit bestens für den portablen Einsatz geeignet. Die Kosten von ca. 6400,- ATS werden durch den Komfort des CPU-gesteuerten Pi-Filter -Memorytuner wieder aufgewogen. Dabei misst eine elektronische SWR-Brücke automatisch Impedanz und Phasenlage bei der jeweiligen Frequenz und steuert dementsprechend die 0,5Mio Schaltungskombinationen des aus Fixkapazitäten und Induktivitäten bestehenden Pi-Filters direkt am Antennenfußpunkt. Eine beinahe beliebige Länge Draht kann auf jede Frequenz zwischen 1,8 und 60Mhz (inkl. 6m !) angepaßt werden. Zwei Einschränkungen seien gleich dazugesagt: natürlich benötigt der SG237 eine Stromversorgung von ca. 12Volt und 180mA und eine gute Erdung bzw. ein HF-Gegengewicht um einen guten Wirkungsgrad zu erziehlen. Das Koaxialkabel ist dabei bestens angepaßt und zeigt eine maximale Welligkeit von 1:1.4, wobei das Abstimmen nur ca. 2 Sekunden in Anspruch nimmt. Auf zwei Urlaubsreisen konnten meine XYL Barbara,OE3YCB und ich die Vorteile des Systems nutzen.

Im Oktober 1999 waren wir als W4/OE3YCB aus Naples, Florida QRV und konnten mit einer ca 4,5 m langen Angelrute, die mit etwas Draht umwickelt war, auf den Bändern 20m, 17m und 15m zuverlässige Kontakte zu unseren Freunden im Club ADL303 und anderen österr. Stationen durchführen. Natürlich habe ich auch auf 80m USA Kontakte und auf 10m viele schöne DX- Verbindungen schaffen können. Dabei hat es sich bewährt, auch von der Angelrutenspitze noch einige meter Draht entlang der Hausmauer herunterhägen zu lassen. Die Glasfiberrute war einfach am Boden des Balkons gelegt und mit einem Trinkwasserbehälter aus Plastik fixiert. Als Erdung wurden das Balkongeländer und ca 7m Draht am Boden liegend verwendet. Mehr als 500 Kontakte in 20 Tagen beweisen die Tauglichkeit dieser Anordnung sogar für Überseekontakte. Die Signalstärke lag oft über 9+10db in Wien an einer 3 Element Beam. Die gute Anpassung der Speiseleitung verhindert TVI oder BCI, wie sie leider bei FD4 Antennen oft vorkommen. Die Puristen unter uns werden natürlich einwenden, dass es sich hier um einen weiteren Schritt zum Steckdosenamateur handelt und ja, es ist richtig, meine XYL konnte einfach einen beliebigen Bandwechsel mit dem Yaesu FT100 Transceiver durchführen, ohne sich auch nur um die Antenne kümmern zu müssen.

Eine andere Gelegenheit um den Smartuner SG237 zu testen bot sich heuer während unseres Griechenlandaufenthalts in Korfu. Bereits im Juni verpackten wir den TRX, ein Schaltnetzteil und den Smartuner samt Kabel in einen kleinen Metallkoffer für unseren Flug nach SV8.
 In der Hotelanlage angekommen suchten wir eine ca. 15m hohe Palme nahe unseres Bungalows und Babsi hat sofort mit der Antennenmontage begonnen. Ein von Tennislehrer ausgeborgter Tennisschläger und Ball beförderte den dünnen Draht in schwindelerregende Höhe über die Palme. Der Tuner wurde mit einem Stück Schnur an der Betonsäule des Terassendachs festgemacht und in ca. 2,5m Höhe mit dem Antennendraht verbunden. Die Hf-Erdung kurzerhand mit der Wasserleitung außerhalb des Bungalows verbunden und einige Meter Draht ins Rosenbeet gelegt, und schon liefen ca. 800 Kontakte in nahezu alle Kontinente. Sogar auf 6m war eine Öffnung nach Österreich zu beobachten, doch leider ist die CEPT Lizenz für 6m in Griechenland nicht gültig. 

Ein Nachteil des SGC Tuners sei aber auch nicht verschwiegen: Der Draht ändert seine Impedanz durch vorbeigehende Personen oder durch Bewegungen im Wind. Besonders bei Längen nahe der halben Wellenlänge startet die CPU dann automatisch einen SWR-Neuabgleich, der dann natürlich während des QSO´s störend ist. Abhilfe schafft ein kleines Zubehör, der SMARTLOCK. Ein Schalter blockiert hier einen eventuellen neuerlichen Abstimmvorgang und eine LED zeigt gleichzeitig den Zustand des Tuners an. Bei Betrieb in SSTV oder RTTY ist die maximale Dauerstrichleistung von 40W, bzw. 100W PEP in SSB zu beachten. Bedenken sollte man auch, dass eine aufällige Montage eventuell auch Diebe anlocken könnte.

 

Nähere Informationen im Internet unter http://www.qsl.net/oe3mzc/sgc237.html
oder per email oe3mzc@qsl.net

Auf 80m QRV vom Segelboot aus der Adria (von OE1MHA)

Hart am Wind ...Ergänzend zum vorangegangenen Bericht möchte ich auch unsere Erfahrungen mit dem SG 237 anfügen. Im Juli konnte ich an einem Segeltörn im Gebiet der Kornaten teilnehmen. Bei 5 Funkamateuren an Bord (OEYKC, OE3YVU, OE3ACS, OE3ARC, OE1MHA) war der Heimatfunk natürlich eine Pflichtübung. Bisher fanden solche Kontakte naheliegenderweise im 40m – Band statt, wobei ein Dipol bei einem 15m Boot kein Problem darstellte und immer gute Signale brachte. Durch das übermäßige QRM - insbesondere in den Abendstunden - und der geringen Bandgröße, die QSY zu einem hoffnungslosen Unterfangen macht, sind das aber nicht wirklich vergnügliche QSOs. Als Ausweg bot sich diesmal das 80m Band unter Verwendung meines Smartuners an.
Am Spinnakerfall wurden also ca. 15m Litzendraht hochgezogen, mit Hilfe eines Gummispanners stabilisiert und das Ende am SG 237 befestigt. An dessen Erdklemme wurden etwa 20m Litze befestigt und schwungvoll über Bord ins Meer geworfen. Der Smartuner wurde in eine Vertiefung über dem Niedergang gelegt und das Koaxkabel unter Deck am FT 100 angebracht. Die Antenne wurde problemlos resonant und wir erhielten beste Rapporte mit 5/9+ aus der Heimat und konnten ebensolche zurückgeben. Auf diese Weise waren stundenlange ungestörte QSOs möglich, sofern nicht gerade eine krachende Gewitterfront dazwischenlag. 
Abschließend möchte ich noch hinzufügen, dass ein Smartuner kein Automatiktuner im üblichen Sinn ist, wie er bei viele Transceivern eingebaut oder als Zusatzgerät verwendet wird. Bei den SGC Smartunern muss das strahlende Element unmittelbar am Tuner befestigt werden und es darf kein Koaxkabel zwischen Tuner und Antenne benutzt werden. Ebenso ist eine gute Erde notwendig, wobei schon 20m Draht am Boden ausgelegt genügen.
Alles in allem ein Gerät, das problemlos Urlaubsfunk auf allen HF-Bändern ermöglicht.


OE1MHA im qso mit der Heimat


Anm: Der Webmaster (OE3ARC) stellt hiermit fest, dass alle genannten Teilnehmer dieses Segeltörns zwar gerne vom Segelboot funken, jedoch nicht Mitglieder eines österreichischen Marinefunkerclubs sind ;-)

 

Letzter update dieser Seite: 07. Juli 2002